Krankheitsbilder

Alkohol

Ist trinken nicht normal?

Als unbedenklich wird ein Alkoholkonsum bei Frauen angesehen, der 12 Gramm pro Tag an fünf Tagen der Woche nicht übersteigt, mit mindestens zwei Tagen, an denen gar nichts getrunken wird. Bei Männern 24 Gramm pro Tag.

Wie viel ist das denn?

  • Ein kleines Standardglas enthält in der Regel etwa 10 Gramm reinen Alkohol.
  • 1 Glas Rotwein 0,1 l enthalten 9 Gramm Alkohol.
  • 1 Glas Bier 0,25 l enthalten 10 Gramm Alkohol.
  • 1 Glas Sekt 0,1 l enthalten 9 Gramm Alkohol.
  • 1 Glas Schnaps 2 cl enthalten 6 Gramm Alkohol.


Und was ist zu viel?

Als riskant gilt ein Konsum über 12 Gramm bei Frauen und über 24 Gramm bei Männern pro Tag.
Als gefährlich gilt ein Konsum über 40 Gramm pro Tag bei Frauen und über 60 Gramm bei Männern.
Als Hochkonsum gelten mehr als 80 Gramm pro Tag bei Frauen und 120 Gramm bei Männern.
Auch ein harmloser, risikoarmer Alkoholkonsum kann bei bestimmten Risikogruppen (z.B. schwangere Frauen, alte Menschen, Menschen mit bestimmten Erkrankungen) als bedenklich gelten.
Zudem kann ein niedriger aber regelmäßiger Konsum zu einer Niedrig-Dosis-Abhängigkeit (Low-Dose-Abhängigkeit) führen.

Wie viele sind denn betroffen?

In unserer Gesellschaft leben über 3,6 Millionen Menschen mit einem riskanten Alkoholkonsum, bzw. mit einem schädlichen Alkoholgebrauch.

Des Weiteren leben in unserer Gesellschaft über 1,8 Millionen Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit.

Somit ist Alkohol nach Nikotin die häufigste legale „Volksdroge“. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Allein der volkswirtschaftliche Schaden, der durch den schädlichen Alkoholkonsum in Deutschland entsteht (Behandlungskosten, Arbeitsunfähigkeit etc.) beträgt ca. 27 Milliarden Euro pro Jahr.

Nicht eingerechnet ist dabei das persönliche Leid, dass der Betroffene bzw. sein Umfeld durch den Alkoholkonsum erfährt.

Was sind die Ursachen?

Eine Alkoholabhängigkeit kann viele Ursachen haben. Unter anderem entsteht sie durch Stress bei der Arbeit oder durch Überbelastung im eigenen sozialen Umfeld. Aber auch viele psychische Erkrankungen wie z.B. Angststörungen oder Störungen anderer Gefühle führen häufig zu einem vermehrten Alkoholkonsum bzw. zu einer Abhängigkeit. Andere Betroffene mussten in ihrem Leben schlimme Erlebnisse verkraften.

Hat das Folgen?

Ein vermehrter Alkoholkonsum kann selbst Ursache von mehr als dreißig körperlichen und psychischen Erkrankungen sein.

Merke ich das nicht?

Viele Menschen mit einem gefährlichen Alkoholkonsum bzw. einem schädlichen Alkoholgebrauch sind sich der Gefahr einer drohenden Alkoholabhängigkeit gar nicht bewusst oder verweigern sich einer möglichen Therapie. Daher ist eine frühe und umfassende Klärung der Diagnose mit einer eingehenden körperlichen Untersuchung durch einen Arzt/eine Ärztin, eine umfassende Laboruntersuchung, sowie einer umfassenden psychologischen Testung sinnvoll und notwendig.

Alkoholiker, sind das nicht die Menschen, die auf der Straße leben?

Menschen mit einer Alkoholkrankheit findet man in allen Bereichen und Schichten unserer Gesellschaft. Auch fleißige, zuverlässige Menschen in hoch angesehenen Berufen können betroffen sein.

Wie fühle ich mich als Betroffener?

In der frühen Phase der Abhängigkeit erleben die Betroffenen das Trinken häufig als entlastendes Gefühl gegenüber von beruflichen, familiären bzw. Alltagsproblemen. Außerdem erlebt man den Alkoholkonsum als entspannend, zum Teil sogar als angstlösend bzw. stimmungshebend. Im weiteren Verlauf, insbesondere bei Vernachlässigung seines Alltags, erlebt der Betroffene häufiger ein Scham- oder Schuldgefühl, bzw. bei Ansprache auf das vermehrte Alkoholkonsumverhalten ein Gefühl von Ärgernis. Letztendlich sehen viele Menschen mit einem Alkoholproblem keine Veränderungs- bzw. Behandlungsnotwendigkeit für sich; mehr als die Hälfte aller alkoholabhängigen Menschen verneinen für sich die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit. Ebenso verweigern viele Menschen mit einem Alkoholproblem, sich in therapeutische Hilfe zu begeben.

Welche Beschwerden macht denn eine Alkoholkrankheit?

Menschen mit einem gefährlichen Alkoholkonsummuster bzw. einem schädlichen Gebrauch bzw. mit einer Abhängigkeit haben häufig folgende Symptome, die auf das Alkoholproblem hinweisen:

  • Unbezwingbares Verlangen nach Alkohol bzw. das Unvermögen, den täglichen Alkoholkonsum zu reduzieren.
  • Unvermögen, eine Zeitlang, z. B. über 14 Tage keinen Alkohol zu trinken.
  • Verlust der Kontrolle bezüglich des Beginns oder der Menge des Alkoholkonsums, zum Teil mit dem Verlangen nach morgendlichem Trinken.
  • Toleranzentwicklung gegenüber der Alkoholwirkung.
  • Körperliches Entzugssyndrom mit Auftreten von innerer Unruhe, Schwitzen und Zittern bei Reduzierung der Alkoholmenge.
  • Anhaltender Alkoholkonsum trotz Auftreten von gesundheitlichen Folgeschäden wie z.B. der Leberzirrhose.
  • Vernachlässigung anderer Interessen, z.B. soziale oder familiäre Interessen zu Gunsten des Alkoholkonsums.


Menschen mit einer Alkoholkrankheit werden häufig sowohl von ihrem näheren sozialen Umfeld, aber auch von Arbeitskolleg:innen auf ihren Alkoholkonsum angesprochen und reagieren daraufhin meistens ablehnend und verärgert.

Was ist denn eine Alkoholabhängigkeit?

Die Alkoholabhängigkeit ist der Kontrollverlust über die konsumierte Alkoholmenge mit daraus resultierenden gesundheitlichen oder sozialen Folgeschäden.

Kommt es beim vermehrten Alkoholkonsum zu einem Kontrollverlust bezüglich der Menge, besteht die Gefahr einer Alkoholabhängigkeit. Ebenso kann das unbezwingbare Verlangen nach Alkohol, das schon morgendliche Trinken von Alkohol sowie eine Toleranzentwicklung gegenüber der Alkoholwirkung ein Zeichen einer beginnenden Abhängigkeit sein. Ebenso bedeutet das Auftreten von körperlichen Folgeschäden ein Zeichen einer Alkoholabhängigkeit. Auch das Einengen seines Alltags und dadurch das Vernachlässigen früherer, eigener Interessen durch den Substanzgebrauch ist ein deutliches Zeichen einer beginnenden Alkoholabhängigkeit.

Kann man etwas tun?

Eine individuelle, motivierende Aufklärung über die Risiken und Folgeerkrankungen einer Alkoholabhängigkeit ist sinnvoll, mit dem Angebot und der Einleitung zu den verschiedenen Therapieangeboten für alkoholkranke Menschen (siehe unten). Sowohl die Diagnoseabklärung, als auch die anschließende individuell motivierende Aufklärung können im Marien Hospital und der Caritas in Dortmund durchgeführt werden.

Wie wird behandelt?

Zunächst wird der Behandler/die Behandlerin die ausführliche Krankengeschichte erfragen und ein Arzt/eine Ärztin wird eine ausführliche körperliche Untersuchung vornehmen. Weiter sind eine alkoholbezogene Diagnostik und eine testpsychologische Untersuchung notwendig.

Da viele alkoholabhängige Patient:innen ambivalent bzw. zum Teil ablehnend bezüglich weiterer Therapiemaßnahmen sind, sollte im Anschluss an die Diagnoseerhebung ein aufklärendes, motivierendes Gespräch zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten geführt werden.

Diese Therapiemöglichkeiten sind im Einzelnen:
Ambulante oder stationäre Entgiftung; ambulante oder stationäre Rehabilitationsbehandlung (Entwöhnung). Anbindung an eine Suchtberatung oder Anbindung an eine Selbsthilfegruppe. Des Weiteren sollte eine Anbindung an eine (suchtspezifische) Ambulanz bzw. an einen suchtspezifischen Arzt/Ärztin erfolgen.

An wen kann man sich wenden?

Menschen mit einer Alkoholproblematik können sich vertrauensvoll und diskret an das Marien Hospital bzw. an die Caritas in Dortmund wenden, damit die notwendigen Schritte zu einer Abstinenz gemeinsam unternommen werden.

Im Marien Hospital helfen wir Betroffenen in Zusammenarbeit von Internisten, Psychiatern und Psychotherapeuten.

Darf ich dann nie wieder Alkohol trinken?

Für einige Betroffene ist die Abstinenz das angestrebte Ziel. Andere Betroffene wollen lernen, ihren Konsum zu reduzieren und wieder kontrollieren zu können. Die Ziele der Betroffenen werden mit ihnen individuell vereinbart.

Was kommt denn nach der Entgiftung?

Nach einer Entgiftung wünschen viele Betroffene eine weitere Betreuung. Das kann eine ambulante Psychotherapie sein, die Teilnahme an Selbsthilfegruppen, eine ambulante oder stationäre Entwöhnungsbehandlung (Suchttherapie). Den Betroffenen wird ein umfassender Überblick über die verschiedenen Hilfsmaßnahmen vermittelt und ihnen geholfen, die von ihnen gewünschten Hilfen einzuleiten.

Und wenn mein Angehöriger nicht will?

Gegen den Willen oder unter Zwang kann keine sinnvolle Therapie einer Alkoholkrankheit erfolgen. Die Entgiftung und die Entwöhnung sind für den Betroffenen nur mit einer hohen, eigenen Motivation zu schaffen.

Sätze wie „Du trinkst schon wieder zu viel“ sind nicht förderlich. Allerdings sollten die eigenen Sorgen um den Alkoholkonsum des Angehörigen auch nicht verschwiegen, sondern früh und offen angesprochen werden. Anstelle von Vorwürfen kann man den Betroffenen vielleicht motivieren, sich selber einmal zu informieren, ob sein oder ihr Alkoholkonsum noch harmlos ist oder die Grenze schon überschreitet.

Sollte Ihr Angehöriger/Ihre Angehörige durch den Alkoholkonsum sich oder andere massiv gefährden, zum Beispiel indem er/sie alkoholisiert Auto fährt, so können Sie sich auch selber an eine Beratungsstelle, wie zum Beispiel am Probsteihof, wenden. Aber auch in anderen Fällen kann man Ihnen dort mit einem Rat zur Seite stehen.